Wenige Tage vor der Grünen Woche in Berlin (20.01. – 29.01.) wird die Kritik an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir immer lauter. Westfalens Bauernpräsident Hubertus Beringmeier sagte zuletzt, er glaube nicht daran, dass die Politik den Umbau der Tierhaltung in der aktuellen Legislaturperiode umsetzen könne. Der Rückgang der Tierproduktion in Deutschland werde billigend in Kauf genommen, die Kritik an den vorliegenden Gesetzesentwürfen werde mehr oder weniger ignoriert. Beringmeier hatte bereits mehrfach betont, dass die vorliegenden Konzepte lückenhaft seien und die beste Option, die Umsetzung des „Borchert-Plans“ nur in kleinen Teilen angenommen werde.
Die Stimmung unter den Landwirten sei „schon explosiv“, sagte Beringmeier. Er erwarte von den Politikern noch vor der Grünen Woche ein klares Bekenntnis zur Landwirtschaft und „nicht nur Lippenbekenntnisse“.
Der Berliner Agrarökonom Harald Grethe schlug in die gleiche Kerbe und sprach von „handwerklichen Schwächen“ beim vorliegenden Gesetzesentwurf. In der Schweinehaltung sei der Umbau der Tierhaltung mehr ein Abbau, der aktuell aber „mit der Abrisssbirne“ stattfände. Zudem kritisierte er vor allem den Fokus auf die Haltungskennzeichnung. Diese sei nicht der alleinige Schlüssel für den Umbau. Insbesondere in den ersten Jahren sei sie nur für frisches Schweinefleisch vorgesehen und damit unzureichend.
Auch Thomas Dosch, Leiter des Hauptstadtbüros von Tönnies, äußerte sich eindeutig zu den aktuellen Konzepten: „Es fehlt an Tierwohl, es fehlen Klarheit und Transparenz, es soll gekennzeichnete deutsche und nicht gekennzeichnete Ware aus dem Ausland am Markt und sogar im gleichen Produkt geben. Es fehlt an wirksamer Kontrolle und es fehlt an der notwendigen Praktikabilität in der Verarbeitung.“ Die aktuellen Gesetzesentwürfe würden nur dafür sorgen, dass die Verbraucher durch unterschiedliche Haltungskennzeichnungen verwirrt und den Landwirten keine klaren Perspektiven aufgezeigt würden.
Mit Spannung erwarten nun alle Beteiligten, wie sich das Thema auf der Grünen Woche mit all den politisch aufgeladenen Veranstaltungen entwickelt und wie die Politik auf die immer lauter werdende Kritik reagiert.