Die Mengen an Antibiotika, die die Pharmaindustrie an die Tiermedizin abgegeben hat, sind in den vergangenen zwölf Jahren um mehr als zwei Drittel gesunken. Das hat eine Auswertung des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ergeben. Allein im Vergleich zum Vorjahr ging die Menge um zehn Prozent auf nunmehr 540 Tonnen zurück. Unklar ist, ob tatsächlich weniger verschrieben wurde oder aber der Rückgang auf verminderten Tierbeständen beruht.
Über den Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft wird seit vielen Jahren gestritten und diskutiert. Dabei stehen nicht etwa Rückstände im Fleisch im Fokus, sondern in erster Linie eine mögliche Resistenzbildung beim Verbraucher. „Es ist unumstritten, dass die Verbreitung der meisten Keime, die sich erfolgreich gegen Antibiotika zur Wehr setzen können, auf die Medikamentengabe in der Humanmedizin zurückzuführen ist – gleichwohl darf die Rolle der Nutztierhaltung nicht vernachlässigt werden“, sagt Gereon Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei der Tönnies-Unternehmensgruppe.
Die QS-GmbH legt regelmäßig einen Statusbericht zum Antibiotikamonitoring innerhalb ihres Systems vor. Darin sind immerhin 95 Prozent des Schweine- und Geflügelfleischs, das im deutschen Einzelhandel verkauft wird, und 85 Prozent des Rindfleischs erfasst. Dem Unternehmen geht es dabei um weit mehr als die Datenerhebung: Durch regelmäßige Auswertungen der Informationen lassen sich frühzeitig Trends erkennen und Schlussfolgerungen ziehen, die für Landwirte und Tierärzte von großer Bedeutung sind.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass der Einsatz von Antibiotika im QS-System signifikant rückgängig ist und sich seit Jahren auf einem Niveau einpendelt, das dem therapeutisch erforderlichen Minimum entsprechen dürfte. 521 Tonnen sind es 2014 in den deutschen Schweineställen gewesen. 2021 summierte sich die Menge des verabreichten Medikaments auf lediglich 250 Tonnen. Vorläufige Tendenz: bis zu einem gewissen Punkt weiter fallend. Schließlich kann im Interesse von Tiergesundheit und -wohl ein bestimmter Wert kaum unterschritten werden.
Im Rahmen von Pilotprojekten unterstützt die Tönnies-Gruppe die Erzeuger dabei, Anreize für eine angemessene Dosierung zu schaffen. Der Erfolg gibt uns recht: Waren 2014 bei den Mastschweinen noch zehn Behandlungen pro Stallplatz und je Halbjahr gezählt worden, stehen wir mit einer aktuellen Quote von 2,9 kurz davor, den Ausgangswert um 75 Prozent herunterzudrehen.