Russland hat am Montag das von den UN und der Türkei vermittelte Getreide-Abkommen mit der Ukraine ausgesetzt. Zwei Tage später setzte die russische Regierung den Vereinten Nationen eine Frist zur Wiederbelebung des Deals. Im Kern geht es dabei um westliche Sanktionen, die aus russischer Sicht verhindern, dass Zahlungen für russische Agrarexporte abgewickelt werden können.
Durch das Getreide-Abkommen konnte die Ukraine nach UN-Angaben binnen eines Jahres 30 Millionen Tonnen Getreide im Wert von neun Milliarden US-Dollar (Stand Mai 2023) exportieren. Dadurch seien die Preise für Lebensmittel gesunken. Sie seien Anfang Juli 2023 um 23 Prozent unter dem Höchststand im März 2022. Die häufigsten Ziele waren demnach China, Spanien und die Türkei.
Die Konsequenzen für deutsche Landwirte und Verbraucher dürften geringfügig sein: Solche bekommen allenfalls die Haupthandelspartner der ukrainischen Lieferanten zu spüren. Die Getreidepreise steigen indessen wieder kräftig. Die Ursachen dafür sind vielfältig: außer dem vorläufigen Ende des Getreidedeals zählt beispielsweise eine extreme Hitzewelle in Nordamerika dazu.
Anlass zu Optimismus gibt hierzulande ein erster Erntebericht des Deutschen Bauernverbands (DBV). Die Wintergerste habe in weiten Teilen der Republik einen guten Start hingelegt. Nach der in vielen Regionen Deutschlands lange anhaltenden Trockenheit im Frühjahr und im Frühsommer sei dies nicht unbedingt zu erwarten gewesen, heißt es, die Vorernteeinschätzungen waren entsprechend vorsichtig. Nun aber ist fast überall die Ernte der Wintergerste abgeschlossen. Das Ertragsniveau liegt mit 7,4 Tonnen je Hektar über dem von 2022 (7,1). Die Gesamterntemenge dürfte sich damit in diesem Jahr auf rund 9,5 Millionen Tonnen belaufen, schätzt der DBV. 2022 waren es 8,7 Millionen Tonnen.
„Auch qualitativ konnte die Wintergerste überzeugen, vereinzelt wird allerdings von Schmachtkorn und niedrigen Eiweißgehalten berichtet“, schreibt der Verband in seinem Bericht. Bei den anderen Druschfruchtarten seien bisher nur wenige Flächen geerntet worden. „Die vorliegenden Ergebnisse lassen vermuten, dass Winterweizen und Winterraps mehr unter der Trockenheit gelitten haben als die Gerste“, ahnen die Fachleute.
Der DBV-Erntebericht basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich abgeernteten Flächen und erzielten Erträge sowie aktuellen Ertragsschätzungen. Der zweite DBV-Erntebericht dieses Jahres folgt am 3. August.