Entwaldung und Waldschädigung tragen auf vielfältige Weise zur globalen Klimakrise und zum Verlust an biologischer Vielfalt bei. Nach Angaben der Bundesregierung stellen diese beiden Krisen aktuell die wichtigsten ökologischen Herausforderungen dar. Um denen etwas entgegenzusetzen, haben Europäisches Parlament und Rat eine Einigung über EU-weit einheitliche und verbindliche Regelungen für entwaldungsfreie Lieferketten erzielt.
Soja, Ölpalme, Rinder, Kaffee, Kakao, Kautschuk und Holz sowie daraus hergestellte Erzeugnisse dürfen künftig europaweit nur dann ex- und importiert beziehungsweise bereitgestellt werden, wenn sie „sauber“ sind, sprich: Wer Bäume fällt und gewachsene Strukturen schädigt, soll seine Rohstoffe nicht mehr in die Mitgliedsstaaten einführen dürfen. Darüber hinaus muss der Anbau im Einklang mit den Gesetzen des Ursprungslands stehen. Auf die förmliche Annahme der Verordnung durch die EU-Mitgliedstaaten folgen in den kommenden Wochen die Zeichnungszeremonie und die Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union. Ab Ende 2024 müssen die neuen Regelungen angewendet werden.
Unternehmen werden verpflichtet sein, genaue geografische Informationen über die landwirtschaftlichen Nutzflächen zu erheben, auf denen die von ihnen bezogenen Rohstoffe erzeugt wurden, damit diese auf Einhaltung der Vorschriften überprüft werden können. Die Mitgliedstaaten müssen sicherstellen, dass die Nichteinhaltung der Vorschriften „zu wirksamen und abschreckenden Sanktionen“ führt, betont die Europäische Kommission. Sie kündigt ein Benchmarking-System an, bei dem die Länder und ihr Risiko für Entwaldung beziehungsweise Waldschädigung – hoch, normal oder gering – unter Berücksichtigung der Ausweitung der Landwirtschaft bei der Erzeugung der Rohstoffe und ihrer Folgeprodukte bewertet werden. Verpflichtungen für Unternehmen hängen von der Höhe des Risikos ab. „Dies wird auch dazu beitragen, die Zusammenarbeit der EU mit den Partnerländern bei der Eindämmung der Entwaldung zu lenken und gleichzeitig der Lage der lokalen Gemeinschaften sowie der indigenen Völker besonders Rechnung zu tragen“, teilt das Gremium mit Sitz in Brüssel mit.
Als entscheidenden Schritt für den besseren Schutz von wertvollen Ökosystemen erachtet Dr. Wilhelm Jaeger, Leiter der Abteilung Landwirtschaft bei der Tönnies-Gruppe, die weltweit erste Verordnung für entwaldungsfreie Produkte und Lieferketten. „Die neuen Regelungen werden alle Unternehmen stärken, die sich für eine Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks einsetzen. Mit den von uns umgesetzten Maßnahmen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit der Lieferketten sind wir auf dem richtigen Weg und werden die Aktivitäten weiter vorantreiben.“ Über die jetzt getroffenen Regelungen hinaus macht sich die Unternehmensgruppe nach wie vor dafür stark, außer Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk sowie daraus hergestellte Erzeugnisse auch Schweinefleisch mit in die Regulierungen einzubeziehen. Tönnies setzt sich im Verbund mit Futtermittelherstellern dafür ein, den Einsatz von Soja in Futterrationen massiv zu reduzieren und nur noch ausschließlich entwaldungsfreie Futtermittel einzusetzen.