Als dritte Tochter eines Landwirts gab‘s zu meiner Geburt vom Stammtisch eine Beileidskarte – kleiner Spaß der 90er? Von wegen, als meine Schwester (die unseren Hof wie ich behaupten würde, mindestens so gut führt, wie es ein potenzieller Bruder könnte) vor zwei Jahren ihre Zwillinge zur Welt gebracht hat, hätte die Reaktion nicht klischeehafter sein können, als klar war, dass ihre beiden Sprösslinge zwei Jungs sind. Die Hofnachfolge gilt seitdem quasi als gesichert.
Ja, Klischees machen das Leben leichter. Galten Frauen lange als nicht geeignet für akademische Laufbahnen, den Krieg oder die Politik, zeigen uns heute starke Frauen wie Emma Watson, Oprah oder unsere Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner, dass wir Frauen mehr können als ausschließlich unserer Bestimmung zur Mutterschaft und häuslichen Verantwortung nachzukommen.
Doch wie sieht die Stellung der Frau im traditionsgeprägten Berufsfeld Landwirtschaft aus?
In Deutschland arbeiten ca. 341.000 Frauen in der Landwirtschaft. Wobei nur 10 Prozent unserer landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geführt werden – damit liegen wir im Europavergleich auf dem viertletzten Platz. Wow! Obwohl ein Viertel der deutschen Landwirtinnen einen Hochschulabschluss haben und knapp ein Drittel eine landwirtschaftliche Ausbildung, werden die führenden Positionen wie so häufig vom männlichen Geschlecht besetzt. Natürlich macht auch die Gehaltsdebatte vor der Landwirtschaft nicht halt, so verdienen Landwirtinnen im Schnitt 13 % weniger als ihre männlichen Kollegen, in vergleichbaren Positionen. Ungeachtet dessen, dass Frauen in der Landwirtschaft im internationalen Durchschnitt 13 Stunden pro Woche länger arbeiten als Männer.
Wo seid ihr Emma Watson’s der deutschen Landwirtschaft?
Ihr seid die gute Seele des Hofes, Caterer zur Erntezeit, haltet Euren Männern den Rücken frei, seid Richterin, Psychologin, Krankenschwester, Kinderärztin, Köchin, Haushaltsmeisterin und vieles mehr…seid stolz auf Euch! Und vor allem seid stolz auf Euren Beruf!
Und bei Tönnies?
…hier hat sich in den letzten Jahren, was die Stellung der Frau angeht, bereits einiges getan. Branchenbedingt ist die Mehrheit unserer Führungsebene zwar nach wie vor männlich besetzt, doch zeigen zahlreiche Erfolgsgeschichten im Unternehmen, dass auch jeder Frau die Tür nach „oben“ offen steht. Beispielsweise liegt die Leitung des Controlling Meat oder des Fleischvertriebs in weiblicher Hand. Zudem wurden in der Vergangenheit diverse Möglichkeiten geschaffen, damit junge Mütter wieder in ihren Beruf einsteigen können. Sei es über flexible Teilzeitbeschäftigungen oder das Arbeiten im Homeoffice. Ganz zu schweigen von unserer betriebseigenen Kita. Wie in all unseren Prozessen gilt auch hier, Stillstand ist Rückschritt und es gibt immer noch etwas zu verbessern. So nehmen wir seit diesem Jahr am CrossMentoring-Programm teil, ein Projekt, das speziell für junge Frauen mit Karriereambitionen ins Leben gerufen wurde. Ganz persönlich kann ich sagen, dass ich mich als Frau bei Tönnies noch nie benachteiligt gefühlt habe, im Gegenteil! Tönnies fordert und fördert, unabhängig von Geschlecht, Nationalität oder Glaube. Und eins würde ich immer unterschreiben, im Team Tönnies startest Du in eine Laufbahn voller spannender Herausforderungen!