Im Vorfeld der Veranstaltung „Landwirtschaft im Dialog“ führte top agrar ein Interview mit den Hauptsponsoren aus der Fleischwirtschaft über die Situation am heimischen Fleischmarkt und den Bezug zum Tierwohl und dem Export. Thomas Dosch, Leiter des Tönnies-Hauptstadtbüros, kennt die Herausforderungen für die Branche und spricht regelmäßig mit der Politik, um Lösungen voranzutreiben.
Eine Kernfrage neben den zahlreichen aktuellen Herausforderungen in der Agrarbranche ist die der zukünftigen Haltungsformen. Obwohl noch viele Fragen zu klären sind, sieht Thomas Dosch in dem Wandel neue Möglichkeiten und sagt: „Ich setze auch darauf, dass Unternehmen, die sich zum Haltungswechsel bekennen, nicht leichtfertig davon abweichen werden. In Partnerschaft mit dem Lebensmitteleinzelhandel werden wir weiter das Thema Tierwohl aktiv vorantreiben. Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass es der Konsument sein wird, der da die Hauptimpulse gibt.“ Der Politik liegen Lösungsvorschläge vor. Es müssen Entscheidungen und Vorgaben getroffen werden, damit Landwirte wieder Planungssicherheit erhalten.
Trotz der laut werdenden Stimmen für eine Reduktion des Fleischkonsums weiß Thomas Dosch: „Die Tierhaltung ist essentiell für den Pflanzenbau. Selbst Minister Cem Özdemir als Vegetarier hat gesagt: Auch mein Gemüse braucht Tierhaltung. Und genauso ist es: Es ist sinnvoll, Tiere zu halten, um Pflanzen ernähren zu können. Zum anderen ist es auch so, dass wir maximal ein Drittel der Pflanze als Nahrung verwenden können. Den Rest der Pflanzen können Tiere in Wert setzen und in Lebensmittel verwandeln.“ Zur landwirtschaftlichen Kreislaufwirtschaft gehört neben dem Pflanzenanbau genauso gut die Nutztierhaltung. „Es wäre fatal, wenn wir für die 85 bis 90 % der Gesellschaft, die gerne Fleisch essen, genau das importieren müssten“, sagt Thomas Dosch.
Fest steht: Die deutsche Landwirtschaft ist stark und vielseitig – diese Stärken und damit der Standort Deutschland müssen gefördert werden. Doch obwohl Geschmäcker und Nachfragen unterschiedlich sind, wollen wir eine Ganztiervermarktung gewährleisten, um die Nachhaltigkeit zu fördern. „Wir verwerten bei Tönnies das ganze Tier. Nichts wird weggeworfen“, sagt Dosch. „Am liebsten würden wir alles am heimischen Markt absetzen. Daran arbeiten wir – zusammen mit Unternehmen aus dem LEH. Solange jedoch hier sogar mehr Edelteile nachgefragt werden, als in Deutschland selbst erzeugt werden, müssen Nebenprodukte auf Märkten verkauft werden, die auch Schweineköpfe und Pfoten zu schätzen wissen.“ Der Export solcher Teilstücke gehört deshalb zwangsweise zu einer nachhaltigen Ganztiervermarktung dazu.
Ausführlich diskutiert werden diese und weitere Themen am Donnerstag, 22. September, beim Diskussionsformat „Landwirtschaft im Dialog“ von top agrar unter dem Titel „Weniger Tiere, weniger Flächenverbrauch = Weniger Hunger: Stimmt die Gleichung?“. Politikerinnen und Politiker sowie Vertreterinnen und Vertreter aus der Agrarwirtschaft werden auf dem Podium ab 19.00 Uhr diskutieren. Live übertragen wird die Veranstaltung auf dem top agrar-YouTube-Kanal unter https://www.youtube.com/topagrar.
Das exklusive top agrar-Interview unter anderem mit Thomas Dosch lesen Sie schon jetzt unter https://www.topagrar.com/management-und-politik/news/wichtige-saeule-der-vermarktung-schlachtbranche-haelt-am-export-fest-13192370.html.