Singapur ist neben den USA bis heute eines der wenigen Länder auf dem Globus, in welchem es Laborfleisch zu kaufen gibt: Es wird dort in Form von Hähnchennuggets vertrieben. So weit will es Italiens Regierung gar nicht erst kommen lassen: Schon die Herstellung wird dort nach einer Regierungsentscheidung in dieser Woche mit Geldstrafen von bis zu 60.000 Euro sowie der Beschlagnahmung von Ware geahndet. Die Abgeordnetenkammer in Rom verabschiedete einen entsprechenden Gesetzentwurf, der zuvor vom Senat angenommen worden war.
Für die Herstellung von Fleisch im Labor werden lebenden Tieren Stammzellen entnommen, die in einer Kulturflüssigkeit aus Fetten, Aminosäuren, Vitaminen, Mineralien und Zucker landen. Dort vermehren sie sich und wachsen zu Muskelgewebe heran. Politiker der Regierungsparteien zeigten sich nach der Abstimmung in der Abgeordnetenkammer erfreut. Es gehe dabei um den Schutz der Tradition, der Produkte und vor allem der Gesundheit der Italiener, heißt es.
Die Diskussion über synthetisches Fleisch spitzte sich zuletzt in Italien zu. Die Opposition lehnte ein Verbot vehement ab. Insbesondere die Verfassungsmäßigkeit des Gesetzes wird von ihr bezweifelt. Es könne zudem mit einem pauschalen Verbot gegen internationales Recht sowie europäische Vorschriften verstoßen, sodass ein Konflikt mit der EU-Kommission drohen könnte. Italien ist der Nachrichtenagentur Ansa zufolge das erste Land in Europa, das ein solches Verbot einführt.
Italiens Landwirtschaftsvereinigung Coldiretti hatte bereits im März vor dem Regierungssitz in Rom demonstriert und ein „Nein zu synthetischem Essen“ gefordert. Italien habe als europäischer Vorreiter bei Qualität und Sicherheit von Lebensmitteln die Pflicht, Unternehmen und Bürger zu schützen. Bisher gibt es in der EU noch keinen Antrag, solche Lebensmittel produzieren oder vermarkten zu dürfen. In den USA darf dagegen seit Juni zum ersten Mal im Labor gezüchtetes Fleisch verkauft werden. Das US-Landwirtschaftsministerium hatte den beiden kalifornischen Firmen Upside Foods und Good Meat damals die endgültige Genehmigung für den Verkauf von aus tierischen Zellen gezüchtetem Hähnchenfleisch erteilt