„Nach den Krisenjahren: Schweinebranche zwischen Frust und Zuversicht“ – unter diesem Titel hat in dieser Woche die Mitgliederversammlung der ISN gestanden. Trotz guter Erlöse und positiver Marktaussichten blickten viele Schweinehalter verhalten in die Zukunft, machten Heinrich Dierkes, ISN-Vorsitzender, und Dr. Torsten Staack, ISN-Geschäftsführer, in ihren Berichten deutlich. Gründe dafür seien überbordende Bürokratie, fehlende Planungssicherheit und stetig neue Anforderungen, ganz abgesehen von der Kostenschraube, die immer weiter nach oben gedreht werde. Diese Kosten würden die Gewinne auffressen, sagte Staack.
Tierwohlfleisch – reine PR oder echte Chance? Diese Frage wurde bei einer Podiumsdiskussion erörtert. „Wir wissen es schlichtweg nicht“, betonte Heinrich Dierkes, der eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit sieht. Clemens Tönnies gab sich hingegen optimistisch. Wenn der Handel ausschließlich Haltungsstufe 3 anbiete, werde es auch einen Schub beim Bedarf an Schweinefleisch aus dieser Kategorie geben. Der Verbraucher habe gelernt, mit höheren Preisen umzugehen. Gleichzeitig müsse Fleisch für jedermann erschwinglich bleiben.
Beim Blick auf die Entwicklung der Strukturen und Märkte nimmt die Diskussion um neue Wege der Zusammenarbeit entlang der Wertschöpfungskette Fleisch Fahrt auf. Auf die Frage nach Alternativen zur jetzigen Zusammenarbeit bekannte sich Clemens Tönnies klar zu einer längerfristigen Preisbindung. Aus seiner Sicht muss ein gesunder Schweinepreis kalkuliert werden, der sich an den wahren Kosten für die Schweinehalter orientiere. Die Schlachtunternehmen seien dann gefordert, diesen am Markt durchzusetzen.
Auch die Branchenkommunikation kam zur Sprache. Schweinefleisch habe nach wie vor ein Imageproblem und seit Jahrzehnten werde über Werbemaßnahmen diskutiert. Wie weit ist die Branche und wer sitzt mit im Boot?, wollten Marcus Arden und Michael Werning wissen. „Die Branchenkommunikation ist auf einem guten Weg“, ergänzte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV), aus dem Publikum. „Wir müssen den Spalt zwischen Landwirtschaft und Verbraucher deutlich verringern. Wir müssen Informationen zu unseren Produkten an die Verbraucher bringen“, lautete Heinrich Dierkes Appell. Foto: ISN