Weniger Bürokratie und mehr Anerkennung gefordert

Der Schlacht- und Verarbeitungssektor kämpft weiterhin mit starkem Konsolidierungsdruck, der von politischer Unsicherheit, Überregulierung, einem Rückgang der Viehbestände, steigenden Kosten und mangelndem Zugang zu Exportmärkten geprägt ist. Das haben während der gemeinsamen Jahrestagung des Verbands der Fleischwirtschaft (VDF) und des Bundesverbands der Wurst- und Schinkenproduzenten (BVWS) der VDF-Vorstandsvorsitzende Martin Müller und BVWS-Präsidentin Sarah Dhem deutlich gemacht. Es sei unerlässlich, die Arbeit im schwierigen Marktumfeld durch weniger Gängelung und durch einen Abbau bürokratischer Hürden zu erleichtern, lautet ihr Appell. Die Unternehmen hätten bereits Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt und wünschten sich nun Anerkennung von Politik, Gesellschaft und Abnehmern.

Die anhaltende Diskussion um die Verteuerung von tierischen Lebensmitteln durch eine Abgabe sehen die Verbände kritisch. Weder ein Tierwohlcent noch die Einnahmen aus einer Anhebung des Mehrwertsteuersatzes auf tierische Lebensmittel könnten zweckgebunden ausgestaltet werden, heißt es in einer Mitteilung. „Ohne langfristige Verträge zwischen Staat und Erzeugern, die sicherstellen, dass das Mittelaufkommen eins zu eins bei den Landwirten ankommt, würde eine solche Abgabe lediglich der Konsumlenkung und der weiteren Reduzierung der Tierhaltung in Deutschland dienen. Zudem ist es Verbrauchern bereits heute durch die Initiative Tierwohl möglich, sich für höhere Tierhaltungsstufen zu entscheiden und somit die Transformation zu unterstützen“, so Martin Müller. 

Trotz allem geht von der Tagung in München vorsichtiger Optimismus aus. Vor dem Hintergrund der sinkenden Inflationsrate insgesamt und für Nahrungsmittel im Speziellen seien Anfang 2024 wieder gefallene Nahrungsmittelpreise ermittelt worden (gegenüber dem Vorjahr). Das fördere die Ausgabebereitschaft der Konsumenten und trage zu einer Stabilisierung des Fleischverzehrs bei, machten Branchenvertreter deutlich. Dieser ist 2023 bekanntlich nur um 430 Gramm zurückgegangen. Anders als das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung führen die Verbände dies nicht auf eine Abkehr von tierischen Lebensmitteln, sondern vielmehr auf die bisherigen inflationsbedingten Preissteigerungen zurück. „Ebenfalls positiv haben sich die Bemühungen des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung ausgewirkt, Märkte wieder zu erschließen, die wegen der Afrikanischen Schweinepest gesperrt waren“, blicken VDF und BVWS positiv gestimmt nach vorn.