Schweinehaltende Betriebe standen im vergangenen Jahr mehreren Herausforderungen gegenüber. Durch die Corona-Situation und die Export-Einbrüche aufgrund von ASP-Beschränkungen wurde die Marktlage und der Fleischvertrieb immer wieder verunsichert. Hinzu kamen Diskussionen um die Finanzierungsmöglichkeiten und fehlende Planungssicherheit durch die Politik für Umbaumaßnahmen und die Zukunft der landwirtschaftlichen Betriebe. Der Blick von Verbrauchern und Politik liegt währenddessen zunehmend auf den Themen Tierhaltung und Tierwohl.
Diese Unsicherheiten spiegeln sich auch in den Zählungen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zum Stichtag 3. November 2021 wieder. Demnach haben zwischen dem 3. November 2021 und 2022 rund 1.600 schweinehaltendenden Betriebe ihre Arbeit eingestellt. Das macht einen Rückgang innerhalb eines Jahres von 7,8 % aus. „Das Höfesterben ist bereits in vollem Gange“, sagt Clemens Tönnies. „Nur mit schnellen Entscheidungen und umsetzbaren Finanzierungsmodellen, die nicht zu Lasten der Landwirte gehen, hat die Landwirtschaft in Deutschland eine Zukunft“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Tönnies Unternehmensgruppe.
Das Statistische Bundesamt hat durch die Zählungen auch den Schweinebestand in Deutschland erfasst. Dieser lag am 3. November bei 23,6 Millionen Schweinen – so niedrig wie zuletzt im Jahr 1996. Im Vorjahresvergleich zu 2020 macht das einen Rückgang von 9,4 % bzw. 2.450.300 Tieren aus. Ein genauerer Blick lohnt sich auf den Vergleich bei den Mastschweinen zwischen den Zählungen am 3. Mai und 3. November 2021. Zwar gab es hier einen Rückgang um 8,1 % in der Gruppe der Tiere mit 50 bis 80 kg Lebendgewicht, allerdings stieg die Anzahl an Mastschweinen ab 110 kg Lebendgewicht um 7,1 % im gleichen Zeitraum. Aufgrund des Rückgangs an schweinehaltenden Betrieben ist der durchschnittliche Schweinebestand innerhalb der letzten zehn Jahre von 886 auf 1.254 Tiere pro Betrieb gestiegen.