Am 1. Dezember wird Christophe Hansen offiziell als EU-Agrarkommissar sein Amt antreten. Das Europäische Parlament hat am Mittwoch der neuen EU-Kommission unter der Leitung von Präsidentin Ursula von der Leyen zugestimmt. Zwar steht die Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten noch aus, wird jedoch in Kürze erwartet. Für die zweite Kommission unter von der Leyen votierten 370 Abgeordnete, während 282 dagegen stimmten und sich 36 enthielten.
Im Vergleich zu ihren Vorgängern und ihrer ersten Amtszeit erhielt von der Leyen eine der niedrigsten Zustimmungsquoten. Als Hauptkritikpunkt wird die Ernennung des Italieners Raffaele Fitto, Mitglied der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia, zum geschäftsführenden Kommissionsvizepräsidenten gesehen. Fitto wird unter anderem gemeinsam mit Hansen die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) vorantreiben.
Zufriedenheit mit dem Abstimmungsergebnis äußerte Peter Liese, umweltpolitischer Sprecher der EVP. Trotz anfänglicher Bedenken sprach er sich schließlich auch für die Wahl von Oliver Varhélyi als neuen Gesundheits- und Tierschutzkommissar aus. Christine Singer, EU-Agrarpolitikerin der Freien Wähler, äußerte sich ebenfalls positiv über den neuen Agrarkommissar Christophe Hansen. Ihrer Meinung nach bringe der Luxemburger wertvolle Praxiserfahrung mit und habe ein tiefes Verständnis für die Anliegen der Landwirte. Besonders lobte Singer Hansens Einsatz für Fairness in Handelsabkommen sowie seine Forderung nach Gegenseitigkeit bei Standards. Gleichzeitig übte sie jedoch Kritik an Hansens bisheriger Haltung zum umstrittenen Mercosur-Abkommen, die sie als zu unkonkret bezeichnete. Singer fordert daher von ihm klare Positionen und ein entschiedenes Engagement für die Durchsetzung der hohen EU-Standards in Bereichen wie Umwelt, Tierschutz und soziale Verantwortung.
Franz-Josef Holzenkamp, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), lobte die Bodenständigkeit und die praxisnahe Ausrichtung des neuen Agrarkommissars Christophe Hansen. Entscheidend seien verlässliche Rahmenbedingungen, langfristige Planungssicherheit und faire Wettbewerbsbedingungen. Darüber hinaus forderte Holzenkamp einen deutlichen Abbau von Bürokratie und Berichtspflichten.