In Brüssel wurde ein Entwurf der agrarpolitischen „Vision“ von EU-Agrarkommissar Christophe Hansen geleakt, der in der kommenden Woche offiziell vorgestellt werden soll. Hansen plant, die Direktzahlungen an Landwirte als Einkommensstützung beizubehalten und möchte Investitionen in der Landwirtschaft fördern sowie die Einhaltung von EU-Standards beim Agrarimport sicherstellen. Vor der Sommerpause will er zudem Maßnahmen zur Vereinfachung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) präsentieren.
Die GAP-Vision soll die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in den Fokus rücken und die Unterstützung nach 2027 stärker auf Landwirte ausrichten, die zur Ernährungssicherheit und Umwelt beitragen. Gleichzeitig bleibt die Kommission bei den Direktzahlungen, die 2020 etwa 23 Prozent des landwirtschaftlichen Einkommens ausmachten. Der Entwurf spricht auch von einer Vereinfachung der GAP-Instrumente, insbesondere für kleine und mittlere Betriebe.
Die GAP-Beihilfen sollen gezielt an Landwirte in benachteiligten Gebieten, Jungbauern und Neueinsteiger gehen. Eine Obergrenze für Direktzahlungen wird zwar angesprochen, jedoch ohne einen konkreten Betrag festzulegen. Zahlungen für Ökosystemleistungen sollen gestrafft und Instrumente für Krisenmanagement beibehalten werden.
Der Entwurf greift auch die Investitionsrückstände im Agrarsektor hervor. Der Fehlbetrag soll sich allein 2022 auf 62 Milliarden Euro belaufen haben. Besonders Junglandwirte und Frauen haben demzufolge Schwierigkeiten, Fremdkapital zu erhalten. Hansen plant eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Europäischen Investitionsbank, um Investitionen zu fördern.
Ein weiterer Fokus liegt auf dem Generationswechsel im Agrarsektor, wobei der Zugang zu landwirtschaftlichen Flächen verbessert werden soll. Geplant ist die Einrichtung einer EU-Beobachtungsstelle für landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verbesserung der Transparenz.
EU-Kommissar will Versorgungssicherheit in den Fokus rücken
