Anlässlich des G20-Treffens in Brasilien fordert der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Joachim Rukwied, das Mercosur-Abkommen zu stoppen und grundsätzlich neu zu denken: „Dieses Abkommen würde einseitig zu Lasten unserer Landwirtschaft gehen. Es muss dringend nachverhandelt werden.“ In seiner jetzigen Form würde es dazu führen, dass die heimische Erzeugung durch Agrarimporte zu Standards aus dem vergangenen Jahrhundert verdrängt wird, heißt es in einer Pressemitteilung vom DBV. Das sei zum Nachteil von Verbrauchern, Landwirten, Tieren, Umwelt und Klima gleichermaßen. Die EU-Landwirtschaft könne nur bestehen, wenn Instrumente und Mechanismen entwickelt würden, mit denen die Unterschiede zwischen internationalen und europäischen Umwelt-, Klima- und Tierwohlstandards ausgeglichen werden, mahnt Rukwied.
Bestehende Zölle abbauen, die Handelsbeziehungen intensivieren – das versprechen sich die Europäische Union und der südamerikanische Wirtschaftsbund Mercosur von ihrem geplanten Handelsabkommen. Doch es ist auf beiden Seiten des Atlantiks umstritten. Einzelne Länder wollen ihre Märkte schützen, und Nichtregierungsorganisationen fürchten die Aufweichung von Arbeits- oder Umweltstandards. Die Mercosur-Staaten wollen das Abkommen Anfang Dezember bei ihrem Gipfeltreffen in Montevideo besiegeln.
Mercosur steht für den Zusammenschluss der südamerikanischen Länder Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay zu einer Wirtschaftsgemeinschaft nach dem Vorbild der Europäischen Union. Die Verhandlungen über das Abkommen laufen bereits seit einem Vierteljahrhundert. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen befindet es sich nun auf der Zielgeraden. Mit seiner Umsetzung würde eine der größten Freihandelszonen der Welt entstehen: Sie würde nahezu 20 Prozent der Weltwirtschaft und mehr als 31 Prozent der globalen Warenexporte abdecken.