Vier zentrale Organisationen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft – der Deutsche Bauernverband (DBV), der Deutsche Raiffeisenverband (DRV), der Bundesverband des Lebensmittelhandels (BVLH) und der Verband der Fleischwirtschaft (VDF) – haben ein gemeinsames Reformkonzept zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung vorgelegt. Ziel ist es, die geplante Kennzeichnungspflicht ab März 2026 praxisnah, transparent und wirtschaftlich tragfähig zu gestalten.
In seiner jetzigen Ausgestaltung entfalte das Gesetz nur wenig Wirkung für das Tierwohl, schreibt die Verbände-Allianz. Sie fordert eine grundlegende Überarbeitung und schlägt ein integriertes Sieben-Punkte-Konzept vor. Im Mittelpunkt stehen folgende Aspekte:
- Einbindung bestehender Systeme: Die privatwirtschaftlich etablierten Programme wie die „Initiative Tierwohl“ (ITW) sollen in das staatliche System integriert werden, um Doppelstrukturen bei Kontrolle und Dokumentation zu vermeiden.
- Bundeseinheitliche Kriterien: Um eine einheitliche Umsetzung in allen Bundesländern zu gewährleisten, wird eine zentrale Koordination und Auslegung der gesetzlichen Vorgaben gefordert. Die VVVO-Nummer soll als Basis für die Registrierung dienen, zusätzliche bürokratische Hürden sollen vermieden werden.
- Ausweitung der Kennzeichnungspflicht: Neben frischem Schweinefleisch sollen künftig auch verarbeitete Produkte, Importware sowie Angebote in Gastronomie und Außer-Haus-Verpflegung gekennzeichnet werden. Ziel ist eine durchgängige Transparenz entlang aller Vertriebswege.
- Verständliche Begrifflichkeiten statt neuer Logos: Die Verbände sprechen sich gegen das geplante schwarz-weiße Haltungslogo aus und plädieren für die Verwendung etablierter Begriffe wie „Stallhaltung“, „Auslauf/Weide“ oder „Bio“. Digitale Informationswege wie QR-Codes sollen ergänzend genutzt werden.
- Downgrading-Regelung: Um flexibel auf Marktschwankungen reagieren zu können, soll es möglich sein, Produkte aus höheren Haltungsstufen bei Bedarf auch in niedrigeren Stufen zu vermarkten – unter Einhaltung klarer Vorgaben.
- Ausdehnung auf weitere Tierarten: Das Konzept sieht vor, die Kennzeichnungspflicht perspektivisch auch auf Rinder, Geflügel und andere Tierarten auszuweiten.
Die Verbände drängen auf einen zügigen Start des Gesetzgebungsprozesses und eine angemessene Übergangsfrist. Ihr Ziel ist ein System, das sowohl dem Tierwohl als auch den Anforderungen der Praxis gerecht wird – getragen von allen Beteiligten der Wertschöpfungskette. „Statt parallele Strukturen zu schaffen, muss der Gesetzgeber auf die bereits funktionierenden Systeme der Wirtschaft setzen“, sagt DBV-Präsident Joachim Rukwied. „Darüber hinaus geben bekannte Siegel etwa der Initiative Tierwohl sowie die Haltungsform-Kennzeichnung des deutschen Lebensmittelhandels den Verbrauchern umfängliche Orientierung. Sie sind transparent und akzeptiert.“