„Richtungssicher“. Das ist eines der Schlüsselworte beim Dialog-Workshop der gemeinnützigen Tönnies Forschung in Badbergen gewesen. Mehr als 40 Vertreter aus Wirtschaft, Landwirtschaft, Wissenschaft und Verbänden erörterten Lösungen, die dazu geeignet sind, Ökosysteme zu schützen und gleichzeitig eine nachhaltige Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Im Fokus standen Nutztier- und Weidehaltung. „Die Herausforderung besteht darin, alle berechtigten Interessen in Einklang zu bringen“, sagt Dr. Gereon Schulze Althoff, Geschäftsführer der Tönnies Forschung gGmbH. „Denn ohne das eine kann es das andere nicht geben.“
Das Wissen um erfolgsversprechende Synergien und Stellschrauben sei durchaus bekannt, betonte Thomas Muchow, Geschäftsführer der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft, im Rahmen seines Vortrags. Auch existierten Förderprogramme zur Steigerung der Biodiversität in Agrarlandschaften. Dennoch gelinge eine breite Umsetzung bislang nicht. Der Landschaftsarchitekt und Diplom-Ökologe wirbt in Anbetracht dessen dafür, betriebsindividuelle Lösungen zu favorisieren, die Vernetzung sowie Kooperationen zu stärken und eine engmaschige Begleitung durch Landwirtschaftskammern, Stiftungen beziehungsweise Verbände zu gewährleisten. Zwingende Voraussetzung in den Augen Muchows: „Der Landwirt muss von dem, was er produziert – auch wenn es Biodiversität ist – einen Benefit haben.“ Ansonsten gelte, „einfach mal anfangen, es könnte ja gut werden!“.
Untermauert wurde diese Einschätzung von Prof. Dr. Valentin H. Klaus vom Geographischen Institut der Ruhr-Universität Bochum, der mit Blick auf eine biodiversitätsfördernde Weidehaltung von Rindern Maßnahmen aufzeigte, die in die Bewirtschaftung von Grünland integriert werden können, um Artenvielfalt zu fördern und zugleich mit den betrieblichen Belangen unter einen Hut zu bringen. Es gebe zahlreiche Optionen, Fläche und ihr Management ökologisch zu optimieren. Dazu zählt auch die Anpassung der Nutzung hinsichtlich ihrer Intensität und die Verwendung von Mischungen: „Niemals nur Ackergras.“ Auch Valentin Klaus vertritt die Ansicht, dass das Wissen um die Anforderungen erschöpfend genug sei, um handeln zu können, und zwar mit Augenmaß: „Nicht jeder Betrieb muss alles machen, wir müssen stark sein in der Zusammenarbeit.“
Wie können Biodiversitätsauswirkungen entlang der Wertschöpfungskette gemanagt werden? Mit dieser Fragestellung hatte Dr. Ulrike Eberle, Geschäftsführende Gesellschafterin bei corsus (corporate sustainability) und Leiterin des Forschungsvorhabens BioVal (Biodiversity Valuing & Valuation) ihren Vortrag überschrieben. Sie betonte, wie wichtig es sei, das Management von Auswirkungen auf die Biodiversität in das Nachhaltigkeitsmanagement zu integrieren, „da der Schutz und die Förderung von Biodiversität mindestens ebenso wichtig sind wie es die Bekämpfung des Klimawandels ist“.
„Entstanden sind Grundzüge für eine Biodiversitätsstrategie“, zieht Dr. Gereon Schulze Althoff ein positives Resümee. Der Workshop und die intensive Erörterung der Thesen der Referenten hätten in aller Deutlichkeit gezeigt, dass Nutztiere essentiell für den Erhalt der Biodiversität seien und dass bei etwaigen Maßnahmen Rinderhaltung und Grünland Priorität genießen müssen. „Wir haben kein Wissensdefizit, wohl aber eins um Methoden und Anreize“, kündigt Schulze Althoff an, das Thema im Schulterschluss von Tönnies Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Landwirtschaft weiter vorantreiben zu wollen.
Das Foto zeigt (v. l.) den Kuratoriumsvorsitzenden der Tönnies Forschung, Hans-Joachim Bätza, die Referenten Prof. Dr. Valentin H. Klaus, Dr. Ulrike Eberle und Thomas Muchow sowie den Geschäftsführer der Tönnies Forschung, Dr. Gereon Schulze Althoff.