Maximilian Tönnies, Gesellschafter der Tönnies Gruppe, hat sich klar zum Tierhaltungs-Standort Deutschland bekannt. „Deutschland braucht mehr Schweine. Die Menge, die wir verlieren, gewinnt Spanien. Wir können uns bei Edelteilen wie Filet oder Nacken nicht mehr selbst versorgen. Dieses Schweinefleisch wird schon jetzt aus Spanien importiert. Und das ist schlecht für das Klima“, sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (SZ) an diesem Donnerstag.
Weiterer (Klima)-Vorteil der deutschen Landwirtschaft: „In Deutschland bekommt kein Schwein mehr Futter aus Regenwald-Soja“, betont Max Tönnies. Das hat die Unternehmensgruppe angeschoben und zu einem branchenweiten Standard etabliert. Nicht nur deshalb gilt: „Deutsches Schweinefleisch ist das klimafreundlichste der Welt. Die Tiere kommen aus teils seit Generationen geführten landwirtschaftlichen Familienbetrieben, denen das Wohl der Tiere sehr am Herzen liegt“, lobt er die heimischen Erzeugerinnen und Erzeuger und betont, dass Fleisch und Wurst der wichtigste Markt für das Familienunternehmen bleibe.
In den vergangenen Jahren hat sich die Tönnies Gruppe aber zu einem Lebensmittelproduzenten entwickelt. Passend dazu hat die zur Mühlen Gruppe, die zum Familienunternehmen gehört, den Einstieg als strategischer Investor beim Berliner Start-up Nosh bekanntgegeben. Nosh gewinnt aus dem japanischen „Wunderpilz Koji“ Proteine, die man als Bindemittel oder zur Herstellung künstlichen Fleischs nutzen kann. Diese Grundstoffe können wir zudem in unseren eigenen Fleischersatz-Produkten verwenden“, teilt der 34-Jährige mit. Die Palette der Produkte, in denen Proteine von Nosh verarbeitet werden können, reichen von Fleisch- und Fischalternativen über Soßen, Pesto, Süßwaren und Eis bis hin zu Tiernahrung.
Die Beteiligung verdeutlicht die Diversität der Unternehmensgruppe. Schlachten und Zerlegen macht zwar rund die Hälfte des Umsatzes aus. Neben Fleisch und Wurst produziert das Unternehmen aber eben auch Saucen, Suppen, Veggie-Produkte, Convenience-Artikel und vieles mehr, liefert Rohstoffe für die Pharma-Industrie und für Bio-Kraftstoff, hat in Kühlhäuser sowie weitere Seitenstränge in der Wertschöpfungskette investiert. „Wir haben gemeinsam vor Monaten einen Veränderungsprozess gestartet und wollen, dass die Geschäftsbereiche noch schneller entscheiden und eigenständiger handeln können: Jeder Bereich ist ein eigenes Unternehmen für sich“, teilt Maximilian Tönnies in dem Interview mit. Über die Holding sollen künftig nur noch administrative Tätigkeiten gebündelt werden. „Mir sind viele Schnellbote lieber als ein großer Tanker.“ Gleichwohl betont er: „Unsere DNA ist das Familienunternehmen – und das wird auch so bleiben.“